Kalendergeschichten aus Würzburg - eine populäre Literaturgattung

Am 11. September konnte der vierte Vortrag unserer Veranstaltungsreihe „Würzburg zur Zeit Mozarts“ nachgeholt werden. Der Vortrag wurde im Juni verschoben, um möglicherweise doch noch eine Präsenzveranstaltung zu ermöglichen. Dies war zwar nicht möglich, doch glücklicherweise konnte Frau Dr. Katharina Boll-Becht auch online Seiten der von ihr ausgewählten Kalender präsentieren, die eigens für den Vortrag digitalisiert worden waren. Sie präsentierte zwei Kalenderreihen, von denen sich einige Exemplare im Vereinsbesitz der „Freunde“ befinden: den „Würzburger Stadt- und Land-Kalender“, der mehr als 100 Jahre lang erschien sowie den Kalender „Der hinkende Wahrsager-Both“, der in veränderter Form bis heute existiert. Frau Boll-Becht berichtete von dem Kalender als Massenmedium. Denn auch für einfache Bauern war ein Kalender gut erschwinglich und obwohl ein Drittel der Bevölkerung am Ende des 18. Jahrhunderts nicht lesen konnte, gab es schon Auflagenzahlen von 15.000 - 16.000. Diese Zahlen stiegen bis zum 19. Jahrhundert noch stark an; der teils schlechte Erhaltungszustand der Kalender zeugt von starker Nutzung.

Genutzt wurde das Massenmedium unter anderem, um der Bevölkerung Wissen zu vermitteln. So richtete sich der Fokus im 18. Jahrhundert stark auf die Landwirtschaft. Frau Boll-Becht zeigte Ausschnitte aus den beiden genannten Kalenderreihen, in denen ausführlich der Kleeanbau auf sonst brachliegenden Feldern als Tierfutter beschrieben wird, und wie das neue Futter dann zu verfüttern sei. Dabei gab es sachbuchartige Beschreibungen, die keine Details vermissen ließen, aber auch die Vermittlung von Kenntnissen durch Dialoge oder mittels der Ich-Erzählung eines Bauern.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau Dr. Boll-Becht für den spannenden Vortrag sowie bei allen Teilnehmern, die online dabei waren und sich danach an der regen Diskussion beteiligt haben.

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