Würzburgs Goldschmiedezunft in der Mitte des 18. Jahrhunderts

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Geschäftsstelle der „Freunde“
(Pleicherkirchgasse 16, 97070 Würzburg)

© Heiko Braungardt

Unsere Reihe „Forschungssprechstunde. Aktuelle Projekte im Dialog“ hat diesmal mit der jüngst vorgelegten Dissertation Heiko Braungardts die Würzburger Kunstgeschichte zum Thema. Missgunst und Neid einerseits, mangelnde Aufträge und Überbesetzung andererseits waren Alltag bei so manchen Zünften. Am Beispiel der Würzburger Gold- und Silberschmiede lässt sich dies exemplarisch aufzeigen. Der Vortrag widmet sich u.a. den Fragen: Wie groß war ein Betrieb in jener Zeit? Welche Aufträge und welche Auftraggeber gab es? Wie war das Verhältnis zu den Augsburger Silberschmieden? Diese und viele weitere Fragen können durch Archivalienfunde beantwortet werden. Sie ergeben ein vielschichtiges Bild und lassen die Zeit lebendig werden. Vor diesem Hintergrund wird das Leben und Werk Johann Baptist Dörffers vorgestellt. Aus Schwäbisch Gmünd stammend, wurde er 1763 als Meister angenommen und drei Jahre später zum Hofgoldschmied ernannt. Mit ihm erreicht Würzburgs Goldschmiedekunst einen ersten Höhepunkt. Sein Sohn Georg Stephan wird ihn später in allen Belangen sogar noch übertreffen. Doch fast wäre es nicht so weit gekommen, denn um die Nachfolge Johann Baptists entwickelt sich ein wahrer Krimi, der wohl beispiellos war in der Geschichte der Würzburger Zünfte.

Nachbericht zur Veranstaltung

Nach der langen Pause als Folge der Corona-Pandemie konnte am 17. September erstmals wieder eine Vortragsveranstaltung der „Freunde“ stattfinden – selbstverständlich unter Einhaltung der vorgeschriebenen Abstands- und Hygieneregeln. Das Thema war „Würzburgs Goldschmiedezunft in der Mitte des 18. Jahrhunderts“. Anhand zahlreicher Quellen konnte der Referent Heiko Braungardt ein lebendiges Bild der Zeit vermitteln. So wurde überdeutlich, dass die Würzburger Goldschmiede mit den Augsburgern nicht mithalten konnten. Letztere fielen durch Arbeitsteilung, vorproduzierte Werke und einen hohen Standard auf; Dinge, die die Würzburger Künstler nicht leisten konnten. Ihre Werkstätten, die in der Dom- und Plattnergasse sowie am Kürschnerhof lagen, waren klein und produzierten nur nach Bestellung. Unter diesen stach vor allem die des aus Schwäbisch-Gmünd stammenden Johann Baptist Dörffers hervor. Nach seiner Lehr- und Wanderzeit führte ihn der Weg 1763 erneut nach Würzburg. Hier wurde er 1766 zum Hofgoldschmied ernannt, hier führte er eine florierende Werkstatt am heutigen Sternplatz. Seine Werke folgten dem reifen Stil des Rokokos, wie man es durch den Augsburger Caspar Xaver Stipeldey kannte. Nach seinem Tod 1785 führte die Witwe die Werkstatt weiter, was bemerkenswert ist, da sie keine Lehre durchlaufen hatte. Möglich war dies jedoch aufgrund der Goldschmiedegerechtigkeit, die ein Meister nach seiner Meisterwerdung käuflich erwarb, und die auf die Nachfolger übertragen werden konnte. Der Sohn Georg Stephan war beim Tod des Vaters noch zu jung, um die Werkstatt zu übernehmen, und so entbrannte ein wahrer Krimi um die Nachfolge. Denn aus Mainz kam der Goldschmied Johann Dümmig, der sich bereit erklärte, eine der Töchter Johann Baptists zu ehelichen und den Betrieb fortzuführen. Die Goldschmiedeinnung wehrte sich jedoch mit allen Mitteln, verlangte von dem „Neuen“ ein Probstück seiner Kunstfertigkeit und Bescheide über die Wanderzeit. Dümmig seinerseits verwehrte sich gegen alle Auflagen, sah diese als Schikane an und seiner nicht würdig. Da die Innung auf dem Probstück beharrte, Dümmig dieses jedoch nicht anfertigen wollte (oder dazu nicht im Stande war), verließ er Würzburg lieber wieder. Für die Würzburger Kunstgeschichte war dies ein Glücksfall, denn so war der Weg frei für Würzburgs bedeutendsten Gold- und Silberschmied, für Georg Stephan Dörffer, der die väterliche Werkstatt nach seiner Wanderzeit und Meisterwerdung ab 1793 leiten und in vorher ungeahnte Höhen führen sollte

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